Ich kann mich nicht erinnern, wo und wann mir die ursprüngliche Idee für eine komplette Begehung des Aarelaufs, sprich von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein gekommen ist, auf jeden Fall hatte ein Löffel und ein schlangennaher Name damit zu tun (nachzulesen unter Hike#46). Nebst der Via Alpina (siehe Via Alpina – ThruHike) sollte dies eine weitere grosse Herausforderung im zweiten Pandemie-Jahr darstellen…
Planung
Ursprünglicher Plan war von der Quelle der Aare bis zu ihrer Einmündung in den Rhein, d.h. vom Unteraargletscher (präziser von der Lauteraarhütte SAC) bis nach Koblenz zu laufen, gemäss SchweizMobil-Tour ein Unterfangen von knapp mal 330km.
Dafür mir Ferien zu nehmen wollte ich nicht, also begann ich die Strecke in Etappen à 30km oder mehr zu unterteilen, je flacher der Verlauf desto mehr Kilometer waren an einem einzigen Tag zu meistern.
Gelaufene Strecke
Effektiv gelaufen bin ich dann in 10 Tagesetappen insgesamt 399km und zwar in nachfolgender Stückelung:
- Grimselpass – Meiringen (30.5km, 480m hoch / 2’045m runter, 7h30)
- Meiringen – Brienz – Interlaken (34.5km, 990m hoch / 1’025m runter, 6h45)
- Interlaken – Thun (34km, 1’060m hoch / 1’065m runter, 6h40)
- Thun – Ittigen (34.8km, 375m hoch / 375m runter, 6h50)
- Ittigen – Biel (58km, 680m hoch / 805m runter, 9h45)
- Biel – Solothurn (33km, 140m hoch / 145m runter, 5h30)
- Solothurn – Olten (45km, 615m hoch / 650m runter, 8h)
- Olten – Brugg (39km, 580m hoch / 630m runter, 7h05)
- Brugg – Koblenz – Laufenburg (41.3km, 485m hoch / 520m runter, 7h10)
- Laufenburg – Basel (49km, 775m hoch / 815m runter, 8h40)
Die chronologische Abfolge entspricht nicht der Nummerierung sondern wäre 4/5/6/2/7/8/3/9/10/1, dies dürfte auch die sonst komisch anmutenden Wetterkapriolen erklären! Zudem muss gesagt sein, dass ich die allererste Etappe in umgekehrter Richtung gelaufen bin, ich laufe nämlich viel lieber hoch als runter… 🙂
Die nachfolgende Kartendarstellung stellt den effektiv begangenen Weg dar.
Die gesamten knapp vierhundert Kilometer liessen sich sicherlich auch in einem «Schnutz» mit Zelt laufen, da sind mir genügend Campings und sonstwie charmanten Schlafplätzchen unterwegs begegnet, das überlasse ich jedoch jemand anderem…
Erkenntnisse
Dem Lauf der Aare zu folgen war sehr lehrreich für mich, und ich bin froh, die Fernwanderung unter die Füsse genommen zu haben. Folgende Dinge sind mir speziell hängengeblieben, jetzt mit ein paar Monaten Distanz:
Mir war nicht bewusst, wie stark wir geschichtlich von der Kraft und dem Lauf des Wassers abhängig waren, und es heute noch immer sind. Die unzähligen Fluss- und Kernkraftwerke, die Brücken, Anlegestellen und sonstigen Bauten (oder das was davon übriggeblieben ist) zeugen von der Wichtigkeit unserer Flüsse.
Gleichzeitig ist es aber erschreckend, wie stark wir den natürlichen Lauf des Wassers begradigt, uns gefügig gemacht haben. Die Fauna und Flora hat sichtbar gelitten, dürfte an vielen Stellen irreparablen Schaden genommen haben. An manchen Stellen bin ich Renaturierungsprojekten begegnet, die Hoffnung aufkommen lassen.
So schön die Aare punktuell betrachtet anzusehen ist, vor allem dort wo sie für Sport und Erholung genutzt wird, so schrecklich eintönig kam mir die Wanderung zeitenweise auch vor. Eine gute Übung für mir bevorstehende, längere ähnlich monotone Abschnitte beispielsweise auf dem PCT.
Die Wanderung entlang der Aare hat mir auch gewisse Vorurteile genommen, so beispielsweise dasjenige gegenüber dem Aargau. Die Auenlandschaften denen ich dort begegnet bin, widerlegen dessen Ruf als reiner Nebel- und Durchfahrtskanton! Zudem habe ich Orte entdeckt, die ich weiter erkunden werde in Zukunft, beispielsweise den Chestenberg, das Ürbachtal oder den Gelmersee.
Material
Der Einfachheit halber war ich nur mit einem Tagesrucksack unterwegs, einzig Ersatzkleidung, Regenzeug und genügend Futter sowie 1.5l Wasser waren meine steten Begleiter. Was ich i.d.R. sonst so dabei hatte (eher bei kühleren Temperaturen), könnt ihr hier nachsehen.
Links
Weiterführende Informationen lassen sich leicht auf den gängigen Suchmaschinen finden, so stosse ich beispielsweise auf den Erfahrungsbericht von aarewanderung.ch, die über kürzere Etappen berichtet und auch Übernachtungsmöglichkeiten angibt (für die Aktualität der Webseite übernehme ich natürlich keinerlei Gewähr).