Via Alpina – ThruHike 2021

Ein paar Tage sind vergangen seit meinem ThruHike der Via Alpina quer durch die Schweizer Alpen. Ich blicke gerne und stolz auf dieses echte Ferien-Highlight zurück und versuche ein paar Informationen zu Planung, gelaufener Strecke, gesammelten Erkenntnissen, mitgeschleiftem Material und hilfreichen Links festzuhalten… für die, die’s interessiert, für alle anderen, einfach überspringen! 🙂


Planung

Die eigentliche Planung meines TruHikes erfolge nach einer Korsika-Ferienwoche sehr kurzfristig. Klar hatte ich schon viel früher mit der Via Alpina liebäugelt als Vorbereitung für den Pacific Crest Trail, doch der eigentliche Entscheid zu laufen und dann die in 12 Tagen konkret zu laufenden Etappen habe ich erst am Wochenende zuvor zusammengestellt, ziemlich spontan also. Die Hinfahrt mit dem Zug von Bern nach Sargans und dann mit dem Bus nach Vaduz ist dann Nasenwasser…

Die Via Alpina – auch Route 1 genannt – beginnt in Gaflei oberhalb Vaduz und endet in Montreux am Genfersee, überquert insgesamt 14 Alpenpässe, zieht sich über 390km und bringt rund 24’000 Höhenmeter rauf sowie runter mit sich. Aufgeteilt ist die Originalstrecke in 20 Etappen unterschiedlicher Länge. Durchschnittlich sind damit pro Etappe knapp 20km sowie 1’200 Höhenmeter hoch sowie runter zu überwinden. Viele Wanderer planen drei Wochen mit Übernachtungen an den jeweiligen Etappenzielen ein.

Meine ursprüngliche Planung wich jedoch bereits von Anfang an stark von den Originaletappen ab, und sah wie folgt aus:

  1. Vaduz – Weisstannen (31km, 1’300m hoch / 750m runter, 9h)
  2. Weisstannen – Elm (21km, 1’415m hoch / 1’380m runter, 7h30)
  3. Elm – Urnerboden (34km, 2’525m hoch / 2’210m runter, 13h)
  4. Urnerboden – Altdorf (30km, 1’050m hoch / 1’970m runter, 9h)
  5. Altdorf – Engelberg (29km, 2’080m hoch / 1’490m runter, 10h45)
  6. Engelberg – Meiringen (36km, 1’995m hoch / 2’425m runter, 12h15)
  7. Meiringen – Burglauenen (32km, 2’860m hoch / 2’615m runter, 13h15)
  8. Burglauenen – Rotstockhütte (24km, 2’170m hoch / 2’060m runter, 9h15)
  9. Rotstockhütte – Eggeschwand (26km, 1’965m hoch / 2’810m runter, 11h)
  10. Eggeschwand – Lenk (29km, 2’035m hoch / 2’380m runter, 10h45)
  11. Lenk – Gummifluh (33km, 2’345m hoch / 2’060m runter, 11h45)
  12. Gummifluh – Montreux (36km, 1’500m hoch / 2’985m runter, 12h)

Von Beginn weg liess ich den Abstieg von Gaflei nach Vaduz links liegen, suchte mir eine Alternativroute von Meiringen nach Lauterbrunnen und versuchte den Abschnitt von L’Etivaz zum Rocher de Naye etwas abzukürzen. Mir war klar, dass ich damit rund 360km zurücklegen würde in 12 Tagen, was durchschnittlich einer täglichen Gehdistanz von rund 30km und einer Höhendifferenz von rund 1’950m hoch sowie runter bedeuten würde.

Voraussetzung für diese Routenführung war perfektes Wetter, doch damit rechnete ich aufgrund des miesen Sommers bisher nicht. Klare Königsetappe wäre zudem Etappe 7 übers Faulhorn gewesen, ein wahrer Kraftakt mit anschliessender Übernachtung in der Ferienwohnung in Grindelwald… und bis dahin hatte ich keine Rücksicht auf die Jagdbanngebiete hinsichtlich Aufschlagen meines Zelts gemacht! 🙂

Gelaufene Strecke

Mein ursprünglicher Plan ging schon am ersten Abend nicht mehr auf, es hiess also improvisieren. Zu sämtlichen gelaufenen Etappen habe ich täglich einen kurzen Erfahrungsbericht gemacht, nachfolgend die Übersicht mit den Links:

  1. Vaduz – Alp Siez (35km, 1’575m hoch / 770m runter, 7h30)
  2. Alp Siez – Tritt ob Elm (26.5km, 1’990m hoch / 1’450m runter, 7h50)
  3. Tritt ob Elm – Urnerboden (27.5km, 1’790m hoch / 2’210m runter, 9h40)
  4. Urnerboden – Waldnach ob Altdorf (33km, 2’010m hoch / 1’990m runter, 9h45)
  5. Waldnacht ob Altdorf – Engelberg (21.7km, 980m hoch / 1’375m runter, 6h20)
  6. Trübsee ob Engelberg – Meiringen (28.7km, 1’200m hoch / 2’400m runter, 7h55)
  7. Mürren – Oberi Bundalp (16.9km, 1’465m hoch / 1’260m runter, 5h55)
  8. Oberi Bundalp – Bergläger ob Adelboden (32km, 2’630m hoch / 2’500m runter, 11h05)
  9. Bergläger ob Adelboden – Rossfälli ob Gstaad (37.5km, 2’185m hoch / 2’080m runter, 10h40)
  10. Rossfälli ob Gstaad – Fenil aux Favre (35.4km, 1’865m hoch / 1’880m runter, 10h35)
  11. Fenil aux Favre – Montreux (23km, 1’055m hoch / 2’260m runter, 7h)

Der Verlauf geplanter zu getrackter Strecke könnt ihr auf folgender Kartendarstellung entnehmen; der schwarze Strich entspricht der geplanten Strecke, der violette Strich dem mittels InReach mini aufgezeichneten Track (sofern Datenpunkte gesammelt wurden!).

Damit habe ich die Via Alpina an einem Stück durchlaufen, wobei ich fairerweise sagen muss, dass ich ganz zu Beginn und später formhalber sowie aufgrund der Wetterbedingungen folgende Abschnitte übersprungen oder abgekürzt habe:

  • Von Gaflei oberhalb Vaduz nach Vaduz selbst, wie geplant (mit 700 Höhenmeter runter zu beginnen fand ich irgendwie ätzend, darum ersatzlos gestrichen).
  • Im Aufstieg von Linthal habe ich die Kehre über Braunwald ausgelassen, dafür ging’s einiges steiler hoch.
  • Die zwei Etappen 7 & 8 gemäss meiner Planung resp. die Original-Etappen 10 & 11 sowie ein Teil von Etappe 12 (namentlich zwischen Meiringen nach Grindelwald und von Grindelwald nach Lauterbrunnen sowie der Aufstieg von Lauterbrunnen nach Mürren) habe ich weggelassen, da ich die Gegend wie meinen eigenen Hosensack kenne und das Wetter überhaupt nicht mitgemacht hätte im weiteren Verlauf.
  • Aufstieg von Engelberg nach Trübsee (mit der Gondel).
  • Abstieg vom Oeschinensee nach Kandersteg (ebenfalls mit der Gondel).
  • Gewisse Etappenenden/-starts nicht bis zum Bahnhof gelaufen.

Ansonsten bin ich die volle Strecke auf der originalen Wegführung gelaufen, ausser dort natürlich, wo aufgrund von Sperrungen und Umleitungen dies nicht möglich war. Die effektiv gelaufene Strecke zog sich somit über 317km, was täglich knapp 29km und durchschnittlich 1’700m Höhendifferenz hoch und 1’830m runter bedeutet.


Erkenntnisse

Zwei Dinge bleiben mir auch gut anderthalb Monate nach meiner Fernwanderung bestens in Erinnerung (und prägen mich weiterhin):

  1. Manchmal geht’s mit weniger einfach besser. Betreffend Equipment bin ich zwar noch immer nicht der Super-Minimalist, gewisse Einschränkungen haben sich aber definitiv ausbezahlt! Lieber ein Shirt weniger dafür etwas mehr Kalorien buckeln…
  2. The trail provides, be patient. Mit Geduld gelangte ich immer ans Ziel, insbesondere bei der Schlafplatz-Suche macht es sich ausbezahlt, die Extrameile zu gehen und freundlich auf die Bergbauern oder Hüttenwärter zuzugehen. Und auch wenn manchmal Essen oder Wasser zur Neige ging, solange ich in Bewegung blieb, hat sich noch immer etwas Überraschendes ergeben (z.B. Selfservice-Kühlschrank am Wegesrand, war wohl die Ausnahme). 🙂

Material

Meine Materialliste kann hier angeschaut werden, meine Baseweight lag inklusive Krimskrams (u.a. Schmerzmittel, Pflaster, WC-Papier), das sich zur Liste noch hinzugesellt, auf rund 9kg.

Betreffend Food habe ich zu Beginn gut und gerne 10 gefriergetrocknete Mahlzeiten, Frischfutter für ca. 3 Tage (Hummus, Käse, Wurst, Brot, Porridge, Früchte), einen Haufen Schokoriegel sowie 1.5 Liter Wasser gebuckelt… Mein Rucksack war beim Loslaufen in Vaduz ziemlich genau 15kg schwer, zum Schluss wog er geschätzt noch knapp 12kg inkl. 1 Liter Wasser.

Folgende Dinge würde ich im Nachhinein zuhause lassen:

  • Schlafsack-Liner
  • Merino-Beanie und Handschuhe
  • Trail Gaters
  • Headnet

Extrem happy war ich mit meiner Solarpanel-Powerbank – Kombi, die hat mich bis auf die zwei Regentage rund um Adelboden immer und umfassend über die Runden gebracht (Panel immer auf dem Rucksack montiert), an besagten Tagen hiess es einfach Strom sparen.

Ein Learning habe ich betreffend Rucksack machen müssen: Ich bin ein echter Fan von meinem Sierra Design – Pack mit seinen drei Aufsetzpunkten an Schultern und Hüfte, dazwischen kühlt eine jede Brise den schwitzigen Rücken. Da ich mittels Dry Bags zwar alles in seinem Innern gut geschützt vor Regenwasser transportiert habe, liess ich die Regenhülle bewusst zuhause liegen. Unschöner Nebeneffekt: Der Rucksack selbst nimmt gefühlt einen halben Liter Regenwasser auf und entsprechend schwerer zum Buckeln ist, nach dem Regenguss auch noch mühselig trocknen muss. Ich werde mich wohl noch nach einem leichtgewichtigeren und wasserdichten Modell mit Rolltop umsehen, Tipps willkommen!


Hilfreiche Links

Hilfreiche Links, die mir bei der Planung im Vorfeld sowie unterwegs geholfen haben:

  • Routenbeschreibung der Via Alpina von SchweizMobil hier (alle 20 Original-Etappen inkl. Höhenprofil und GPS-Tracks)
  • Camping-Plätze entlang der Via Alpina hier
  • Übersicht der Schweizerischen Jagdbanngebiete hier (in denen nicht gezeltet werden darf!)
  • Erfahrungsbericht «Via Alpina – In 10 Tagen durch die Schweiz» hier
  • Website mit Infos zu allen Varianten der Via Alpina hier