Hike#69 / Oberi Bundalp – Bergläger ob Adelboden

Mein achter Tag beginnt früh, viertel vor sechs geht der Wecker, um halb sieben gibt‘s Frühstück. Nicht all mein Zeugs konnte trocknen, ich hoffe im Verlauf des Tages auf die wärmende Sonne. Als kurz vor sieben los marschiere in Richtung Hohtürli sind über den Bergen nur vereinzelte Wolken und in Richtung Tal ein wenig Dunst zu sehen, die stürmischen Erinnerungen verfliegen rasch. Der Aufstieg beginnt recht sachte, zieht aber dann oberhalb Bundläger rasch an, bei der Schnattweng wird’s dann so richtig anstrengend.

Sowohl der Blick nach oben als auch zurück zur Sefinafurgge sind eindrücklich, insbesondere die Wegführung mit den Treppen ab Uf dr Wart weiss zu begeistern, und die Knie ächzen! 😃

Oben angekommen verschlägt mir die Aussicht die Sprache und der eisige Wind vom Oeschinensee hochkommend den Atem. Zur Blüemlisalphütte hoch mag ich nicht, zu kalt und zu weit entfernt mein Tagesziel. Mit Peakfinder noch kurz die Gipfelnamen nachgucken (vor den Loner-Gipfeln werde ich ins Entschligetal queren), ein paar Happen essen und ein Selfie knipsen, bevor es runter geht…

Der Abstieg in Richtung Kandersteg beginnt steil, wird danach aber recht gemütlich. Faszinierend der Blick links hoch zum Blüemlisalpgletscher. Lange bleibt mir der Blick auf den Oeschinensee verwehrt, erst auf Höhe Oberläger lichtet sich die Wolken-/Nebeldecke endgültig. Auf der gegenüberliegenden Seeseite rutschen und poltern regelmässig Steinbrocken hin zum Klettersteig, kein Wunder ist dieser geschlossen. Bei Underbärgli angekommen mache ich erst mal Mittagspause…

Danach beginnt die Touri-Autobahn, welche ich schon kenne, nichtdestotrotz bin ich von gewissen Felsformationen und des türkisblauen Wassers fasziniert und knipse viele Fotos. Da ich den Wanderweg runter nach Kandersteg schon kenne und um es mit Höhenmetern runter nicht übertreiben zu wollen, gönne ich mir die Talfahrt mit dem Gondeli. In Kandersteg geht‘s über den Ogi-Weg direkt zum nächsten Volg für den Resupply und eine kleine Energiespritze, die ich vor dem Bahnhof genüsslich vertilge. Der Blick zurück sagt mir, beachtliche Leistung, es tauchen aber auch Wolken in der entgegengesetzten Richtung auf… puuuh, länger ausruhen liegt nicht drin!

Nun geht‘s der Bunderchrinde an den Kragen, doch dazu muss ich zuerst der Kander entlang und dann relativ steil ins Üschene-Tal hoch. Der Aufstieg ins Bärgli macht Spass und geht ziemlich locker, es ist auch angenehm kühl. Auf der Alpschele kippt dann das Wetter, der Nebel verschlingt nun alles; anfänglich noch lustig, später aber zunehmend mühsam, es ist schwierig sich zu orientieren und den Fortschritt abzuschätzen. Vor allem nähern sich schon die ersten Gewitter gemäss Weatherapp…

Ein im Nebel gestartetes Päuschen offenbart kurz ein paar glockenschwingende Vierbeiner sowie den Alpschelegrat. Als ich mich wieder aufmache, verschlingt mich das graue Feucht wieder und spuckt mich erst ein paar Meter vor der Passhöhe wieder aus. Erstaunlich dass die Sicht auf die andere Seite frei ist. Faszinierend finde ich die Gesteinsschichtung, sie erinnert mich an die Felsformation des Tschingellochtighorn, was natürlich Sinn macht, da zur selben Gebirgskette zugehörig, wie ich später der Landkarte entnehme.

Der anfänglich ziemlich steile Abstieg durch‘s Geröllfeld geht einfach, dann wird‘s immer sumpfiger, nicht gerade spassig für die müden Beine, ab und zu einen Ausrutscher auszugleichen.

Von der Bonderalp an verheisst das Wetter nichts Gutes, und knapp oberhalb Adelboden muss ich bereits zwei heftige Regenschauer bei einem Unterstand aussitzen. Die im Vorfeld mir ausgesuchten Schlafplätzchen eignen sich alle nicht, deshalb ziehe ich an der Talstation der Sillerenbahn vorbei. Der stark angeschwollene Allebach gibt seinerseits Anzeichen, wie stark es weiter oben bereits geregnet haben muss. Ich biege links ab und folge nun dem Gilsbach. Auch da, alles Sumpf, keine Chance neben einer der vielzähligen kleinen Viehhütten mein Zelt aufzustellen. Bei Ribestalde erwischt mich ein Platzregen und die Laune sinkt in den Keller…

Erst als ich bei der Zwischenstation Bergläger der Sillerenbahn den Picknickplatz entdecke, flammt Hoffnung auf, und ich gehe meine Optionen durch: Mein Zelt auf dem pflotschigen und mit Steinen versetzten Untergrund aufzubauen, da sträubt sich etwas in mir. Im offenen Häuschen am Boden zu schlafen, nein danke. Und jetzt setzt wieder Regen ein. Einzig zwei mit Dächern versehene Holz-Tische sind erstaunlicherweise noch immer trocken. Und so werde ich diese Nacht etwas unorthodox wohl auf dem Servierteller zu schlafen versuchen! 😅


Distanz: 11km
Höhenmeter: 1’080m hoch / 1’240m runter
Marschzeit: 4h20
GPS-Route: SchweizMobil
Beschrieb: Via Alpina (Nr. 1), Etappe 13 (Abschnitt Oberi Bundalp – Oeschinensee)

Distanz: 21km
Höhenmeter: 1’550m hoch / 1’260m runter
Marschzeit: 6h45
GPS-Route: SchweizMobil
Beschrieb: Via Alpina (Nr. 1), Etappe 14 und Etappe 15 (Abschnitt Adelboden – Bergläger)

2 Kommentare

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Bravo, je suis fière de toi. Tes photos sont magnifiques et je crois que tu es bien préparé pour ton nouveau treck in USA, Mamie

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