Die gemäss Wetterbericht angekündigten Gewitter über der Zentralschweiz haben mich zum Rechnen veranlasst, ich wollte unter keinen Umständen auf dem Jochpass oder dem Grat zum Balmeregghorn von Blitz oder Hagel auf dem falschen Fuss erwischt werden. Deshalb laufe ich nach dem Frühstück in der Jugi nicht unmittelbar los, sondern nehme eines der ersten Gondeli in Richtung Titlis. Start meiner Tagesetappe erfolgt dann bei der Station Trübsee, was mir auch rund 700 Höhenmeter einspart, da haben meine Beinchen auch nichts dagegen einzuwenden. Der Aufstieg zum Jochpass ist unspektakulär, einzig der wiederkehrend auftauchende See im Rücken weiss zu entzücken, zudem habe ich anfänglich sogar etwas Sonne und Fernsicht auf den Titlis.
Der Jochpass selbst ist absolut nicht sehenswert, eine Ansammlung von Skilften und Gerätschaften, deshalb mache ich mich mit schnittigem Rückenwind direkt an den Abstieg in Richtung Engstlenalp. Der Blick auf den Engstlensee mit seinem altehrwürdigen Hotel gefällt, im Rossboden kehre ich kurz ein bevor es an den Aufstieg zum Tannsee geht.
Zuerst gemächlich dann eimmer steiler und zum Schluss ganz und gar im Nebel laufe ich hoch zur Tannalp (wo eine Herrschar einem Outdoor-Gottesdienst beiwohnt), weiter zum künstlichen See mit seinen vielen Fischern, dann durch eine Moorlandschaft und schliesslich hoch zum Gipfelkreuz. Wie bestellt scheint die Sonne und ich kann kurz einen Blick auf Melchsee-Frutt erhaschen, in knapp zehn Tagen werde ich mit Bea dort unseren Hochzeitstag feiern.
In der Ferne höre ich, oder zumindest glaube ich das, Donnergrollen. Ruckzuck den Foodbag versorgt und den Grat in Angriff genommen, doch leider ist dieser durchgehend in Nebel gehüllt. Ich hatte mich so sehr auf die grandiose Aussicht gefreut. Auf dem Balmeregghorn mache ich dennoch ein Panorama-Foto, wenn du die Augen beim Betrachten zukneifst und leicht den Kopf schräg hältst, siehst du trotz Nebel die Engelhörner (von dieser Wanderung werde ich in Zukunft mal berichten). Das höchste der Gefühle sind ein paar Blicke hoch zum Rothorn, dich seht selbst…
Nun, wie berechnet beginnt es ab Planplatten an zu nieseln und weiter unten zu regnen an. Die fast 1700m Höhendifferenz können ja heiter werden, zumindest wurde ich von Blitz und Hagel verschont (zu letzterem gibt‘s noch etwas zu berichten). Quasi endlos geht es Kehren um Kehren, Alp um Alp nach unten, erst der Muggestutzweg bringt optisch und akkustisch (wegen der Kids und deren Eltern) etwas Abwechslung.
Oberhalb von Reuti häufen sich die Hagelhügel am Strassenrand, die niedergeschlagenen Bäumche und vor allem die ausgewaschenen Schottersträsschen, die Unwetter der letzten Woche (und wie ich in den Nachrichten erfahre eben auch die noch junge Gewitterzelle, die in Richtung Innerschweiz gezogen ist), Dusel hatte ich mit dem Wetter heute! Der letzte Abschnitt nach Meiringen gefällt mir wieder ganz gut, meine Knie melden sich aber hie und da, Zeit dass ich den Zug über Brienz nach Grindelwald erwische, denn ich werde die mir bereits bekannten Etappen von Meiringen über die Grosse Scheidegg nach Grindelwald sowie von Grindelwald nach Wengen und Lauterbrunnen überspringen. Morgen nehme ich den Abschnitt von Mürren über die Sefinafurgge nach Bundalp ins Visier. Und super kann ich für heute mein Nachtlager in der Ferienwohnung meiner Schwiegereltern aufschlagen… 😃
Distanz: 28.7km
Höhenmeter: 1’200m hoch / 2’400m runter
Marschzeit: 7h55
GPS-Route: SchweizMobil
Beschrieb: Via Alpina (Nr. 1), Etappe 8 (Abschnitt Trübsee – Engstlenalp) und Etappe 9