Day#75 / Boundary Spring – Spatter Cones Trailhead (km 2167-2213)

Die Nacht war ruhig wenngleich ziemlich feucht und wegen des Totholz etwas unsicher, andauernd rieselten kleine Holzstückchen und Äste auf mein Zelt. Mit meinem Tagesziel Old Station und den paar Sehenswürdigkeiten im Lassen Volcanic National Park würde es ein langer Tag werden, und mit dem Pulk wandern, der sich am Vorabend an der Boundary Spring angesammelt hatte, das wollte ich nicht. So hiess es früh aus den Federn und um sechs Abmarsch! Von Beginn weg klebt der Aschestaub überall und die Stimmung ist bedrückend. Erst als ich zur ersten „Wolkenmaschine“ komme, dem Terminal Geyser, der kein eigentlicher Geysir ist sondern eher eine grosse Fumarole mit einem Bach, der reinfliesst, hellt sich meine Stimmung auf, Erinnerungen an meine Island-Reise vor gut und gerne 25 Jahren kommen hoch…

Danach gibt‘s wieder sehr triste Waldbrand-Umgebung, doch die nächste vulkanische Attraktion ist nicht weit. Es ist dies der Boiling Lake, ein kleiner See der blubbert und an gewissen Stellen Dampf ablässt. Ich umrunde ihn und schiesse tonnenweise Fotos, würde gerne wieder mal nach Island.

Vom See geht es schliesslich runter in Richtung Devils Kitchen, also Teufel‘s Küche, der alternative Trail mit Umweg über die wegen Reparaturarbeiten geschlossene Drakesbad-Wirtschaft ist mir jedoch zu lang, ich folge dem PCT durch eine dampfendes Wiese zum geschlossenen Campground, wo ich eigentlich hätte meine erste Pause einlegen wollen. Ich beschliesse weiter zu ziehen, die Felskante hoch aufs Plateau, wo mich eine noch staubigere Umgebung erwartet, zumindest zu Beginn. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit gelange ich zum Kings Creek, wo ich mein Znüni vertilge, ganz gleich wie die Hirschkuh mit ihren beiden Jungtieren.

Es folgt endlich ein grüner Abschnitt, teilweise sumpfig und gar mit Holzpasserellen ausgestattet. Beim Lower Twin Lake mache ich Mittagspause, denn der Abschnitt danach ist lang, heiss und ziemlich eintönig. Interessant ist, dass der grösste Teil des Trails vom See weg bis zur Grenze des Lassen Volcanic NP durch ein Gebiet verläuft, das 1987 bei einem Waldbrand zerstört wurde. Wenn ich die Flora so vor mir betrachte und überlege, dass sie bis hierhin 35 Jahre benötigt hat, kann ich das nicht recht glauben. Werde mal noch etwas recherchieren… erfreulich zumindest, dass der Lassen Peak von der Nordseite artig zeigt, die Besteigung wäre auch ein spannender Sidetrail gewesen!

Zum Schluss kehre ich ins Tal von Old Station ein, das ein sehr gleichmässiges Grün ausstrahlt. Das ist dadurch gegeben, dass hier grossflächig Nutzwald kultiviert wird, zeitenweise stehen die Nadelbäume regelrecht in Reih und Glied. Nach einer kurzen aber erfrischenden Pause am Hat Creek River packe ich die zehn letzten Kilometer zum avisierten Campground, beschliesse aber dann doch beim viel freundlicheren und kostenlosen Trailhead zu übernachten, ist zwar nicht erwünscht, aber bei den Trailern und Campern zu schlafen in meinem Mini-Zelt, das mag ich echt nicht. Morgen kündigt sich ein weiteres vulkanisches Highlight an, diesmal geht es ab in einen Lava-Tunnel, ich bin ja mal gespannt! 😃


1 Kommentar

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Wow, wieder ein Wahnsinns-Abschnitt. So eindrücklich. Schon spannend, was Mutter Erde alles zu bieten hat.
Kein Bad?

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