Day#72 / Frog Mountain Ridge – Highway 36 (km 2096-2142)

In der Nacht zieht eine frische Brise auf und am Morgen zieht es mir kühl durchs Zelt. Da geht Aufstehen ziemlich fix, und so laufe ich bereits um halb sieben los. Wenn alles rund läuft bin ich Ende Nachmittag in Chester, einem kleinen Städtchen am Lake Almanor. Meine letzte Dusche liegt weit zurück, und meine Kleider hätten eine Runde in der Waschmaschine bitter nötig, vor allem wegen des vielen feinen Asche-Staubs. Der Start ist wiederum trist, soviel verbrannte Erde habe ich noch nie gesehen, ich erspare uns hier die Fotos. Ab und zu wird‘s grün, doch das ist eher die Ausnahme. Erst als ich auf der hufeisenförmigen Ridgeline hoch zum Butt Mountain (dt. Arsch-Berg, bitte nicht fragen welcher Geograf dies zu verantworten hat!) ankomme, wird der Trail interessant. Doch mich plagt Wassermangel, egal ob ich am Vorabend zu faul war vier Liter ins Dry Camp zu tragen, ich falsch geplant habe oder es scheue, über Umwege von rund anderthalb Kilometer zu den tiefergelegenen Quellen zu kommen, ich drücke durch und halte erst nach 30km auf dem Sattel des Butt Mountain (bitte jetzt nicht interpretieren!) zum Mittagessen an. Die Aussicht auf den Lassen Peak ist klasse, es ziehen jedoch lansam aber stetig mehr Schleierwolken auf…

Kurz nach dem höchsten Punkt gelange ich zum Halfway Marker, der jedoch von schwafelnden und rumgrölenden Amis belagert ist. Ich hatte mir erhofft, in Ruhe die Halbzeit des Trails (sprich halber Weg, nicht halber Zeitaufwand) wirken zu lassen, das werde ich irgendwo nachholen wollen. Ich trage mich hurtig ins Logbuch ein, schiesse ein paar Fotos und düse los… zu meinem Fussabdruck im Asche-Staub kommt mir im Anschluss der folgende Spruch in den Sinn: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser Schritt für mich!“. Der Abstieg durch den abgebrannten Wald ist der pure Horror, soviel Staub ist einfach ungesund, vor allem das er vom Wind hochgewirbelt wird. Als ich am Highway ankomme klebt alles an mir, und dennoch brauche ich nur 5min den Daumen in die Luft zu halten. Eine nette ältere Archäologin, die an Ausgrabungen gearbeitet hat, fährt mich direkt zum Laundromaten, der auch eine Dusche hat, perfekt! Nach einem typisch amerikanischen Znacht (d.h. Burger mit Vanilla-Milkshake) gehe ich noch kurz ein paar Dinge im Dollar General einkaufen und stelle anschliessend mein Zelt mangels Alternativen unerlaubt im Recreation Park auf. Im Dunkeln huschen ein paar Rehe vorbei, ich hoffe am morgigen Independence Day wollen nicht alle früh zum Jogging in den Park…


1 Kommentar

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Wow, Dein Zelt im Sonnenaufgang sieht einfach Hammer aus.
Und da hat es aber viele Hirschkühe.
Und cool, zwei Schweizer zur gleichen Zeit. War «Felix Slowly» das mit dem Handywecker?
Halfway Marker, wow. Du hast eine unglaubliche Leistung hingelegt bis hier her! Geniesse den July 4th.
In Bern hat die amerikanische Botschaft ein riesiges Feuerwerk abgebrannt und damit grosse Irritationen ausgelöst 😆😆😆

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