Day#70 / Fowler Lake Junction – Spanish Peak Ridge (km 2000-2046)

Der heutige Vormittag liesse sich Ă€hnlich einem schulischen Stundenplan wie folgt lesen: Eine Lektion Biologie gefolgt von Philosophie, eine Lektion in der ich gepennt habe, und zwei Lektionen Sport vor dem Mittagessen. Weshalb? Das erzĂ€hle ich gleich
 Unglaublicherweise schrillt um Viertel nach vier ein Klingelton eines Mobiltelefons ganz in meiner NĂ€he, meins ist es jedoch nicht. 15 Minuten spĂ€ter nochmal, und das ganze eine weitere Viertelstunde zum Dritten. Danke dem – wie es sich spĂ€ter herausstellt – Schweizer, der sehr spĂ€t sein Zelt neben mir aufgestellt hat! Nun denn, dann starte ich auch etwas frĂŒher in den Tag. Kurz nach meinem Schlafplatz beginnt schon das Gebiet, welches das Dixie Fire sm stĂ€rksten in Mitleidenschaft gezogen hat. Das Feuer muss sich rasend schnell ĂŒber das Laub und am Boden liegende Totholz vorwĂ€rts bewegt haben, die ansonsten gut und gerne 20-30cm dicke, federnde Schicht ist weg. Das Feuer wird die BĂ€ume angefackelt haben, nur einige brennen jedoch komplett runter. Die Hitze wird mancherorts so heiss gewesen sein, dass StĂ€mme bersten, andere BĂ€ume brennen inklusive Wurzeln ab. Es bleiben Löcher und abgehende Tunnel wo die BaumstrĂŒnke standen, teilweise ist die darumliegende Erde wie hart „gebacken“. Aufgrund der fehlenden Wurzeln wird der Boden instabil, ich sacke punktuell ein. Einzig ein paar Vögel zwitschern, ansonsten sind weder Insekten noch Reptilien oder SĂ€ugetiere zu sehen, wahrlich apokalyptisch. Ich bin sprachlos! Es wird mindestens 50 Jahre dauern, bis hier wieder ein einigermassen dichter Wald steht. Ich komme ins GrĂŒbeln, auch wenn Feuer natĂŒrlich vorkommt und zeitenweise sogar notwendig ist, die HĂ€ufigkeit der BrĂ€nde hat zugenommen, und daran tragen wir Menschen zu einem grossen Teil die Schuld. Mir wird klar – und das in Bezug auf meine Arbeit UND mein Privatleben – der Umgang mit dem, was fĂŒr uns einen Wert hat (Neudeutsch Asset Management) beginnt mit Naturverbundenheit, nicht mit Besessenheit nach wirtschaftlichem Erfolg oder Technik. Und dieser Bezug, besser diese Beziehung zur Natur, ist die Grundlage um ĂŒberhaupt zu sich selbst sowie anderen in Beziehung zu treten! Als ich am tiefsten Punkt des heutigen Tages ankomme, nĂ€mlich am Middle Fork Feather River, bin ich zuerst mal in doppelter Hinsicht platt, tausend Meter Abstieg, soviele Gedanken, einen blutenden Stamm (jetzt bloss nicht aberglĂ€ubisch werden!), den alten Bekannten Poison Oak aber auch aufstellende JungbĂ€umchen und Blumen gesehen, die zwei ersten Lektionen waren nahrhaft.

Als ich ĂŒber die BrĂŒcke gehe, trennt das Wasser den abgebrannten vom grĂŒnen Wald, und als ob mir der Wechsel etwas gar zu abrupt daherkommt, wandle ich erstmal verwirrt den Trail wieder hoch. Erst nach der ZnĂŒnipause auf der Bear Creek BrĂŒcke finde ich wieder zu mir und die Sportdoppelstunde beginnt, es gilt die rund tausend Höhenmeter wieder zu gewinnen. Mit Musik in den Ohren geht das prima, schliesslich esse ich beim Lookout-Rock mein Zmittag.

Der Nachmittag verlĂ€uft relativ unspektakulĂ€r, folgt doch der Trail hĂ€ufig kleinen StrĂ€sschen und kreuzt zweimal einen Highway zum Bucks Lake. Der letzte Anstieg bekommt mir nicht so gut, hat es doch noch und nöcher Moskitos. Auf einem Plateau mit grandioser Aussicht stelle ich schliesslich mein Zelt auf, ich freue mich schon auf den Sonnenaufgang! 😊


1 Kommentar

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Wow, was fĂŒr eindrĂŒckliche Bilder von dem Feuer. Das kann man sich so gar nicht vorstellen.
Und ich bin immer wieder fassungslos ob der Distanzen und Höhenmeter, die Du machst. Unglaublich!!

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