Day#46 / Middle Fork Kings River – South Fork San Joaquin River (km 1337-1371)

Ein langer und erfreulicher Tag geht zu Ende, mit vollem Bauch schreibt es sich im warmen Schlafsack gerade sehr gemütlich! 🙃 Um halb fünf ging der Wecker, denn der anstehende John Muir Pass ist auf rund einem Drittel des Zu- sowie Abstiegs komplett mit Schnee bedeckt, und das braucht rund doppelt so lange als normal. Es kündigen sich zudem eine schwierigere Flussquerungen an, heute wird‘s definitiv nasse Füsse geben, und nicht nur vom Schnee! Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, in der angenehmen Kühle komme ich gut vorwärts, begegne einem Reh inkl. Jungtier. Beim ersten See oberhalb der Baumgrenze setzt das Snowpack an, und erfordert den Einsatz von Microspikes. Bis zum Helen Lake geht es noch gemütlich voran, danach wird‘s unwegsam steil. Kurz vor elf Uhr gelange ich zur Passhöhe auf der das kennzeichnende Steinhäuschen steht. Die Aussicht hinter dem Pass verschlägt mir den Atem, die Emotionen übermannen mich. Auch wenn ich noch keinen Drittel der gesamten Strecke geschafft habe, dieses Steinhäuschen stand bereits früh für einen weit entfernten Meilenstein meiner Reise, und jetzt habe ich ihn erreicht. Ich bin stolz auf mich! 🥹

John Muir Pass

Nach einem eher einfachen Mittagessen beginnt der echt mühsame Abstieg vorbei u.a. am Wanda und Sapphire Lake. Der Trail ist mehrheitlich nicht auszumachen, die Sonne brennt unbarmherzig und der Schnee wird zusehends Pflotsch. Bei jedem gefühlt fünften Schritt rutsche oder sinke ich ein, teils bis zur Hüfte, kräftezehrend ist das. Als ich den Evolution Lake erreiche bin ich fasziniert von den dahinterliegenden Gipfeln, sechs davon Wissenschaftern der Evolutionsbiologie (u.a. Darwin) gewidmet. Nun macht auch die Benamsung des Sees sowie des Tals Sinn…

Der Trail entlang des Evolution Lake ist wunderschön, und ich begegne vier zusammen grasenden Rehen, die sich durch Nichts aus der Ruhe bringen lassen. Am See-Ende lasse ich mich für eine längere Pause nieder, es gilt ein paar Kleider zu waschen, selbst im See kurz zu schwimmen und einfach mal die Beine hoch zu lagern.

Vom Plateau mit dem Evolution Lake geht es zuerst steil hinab, danach über eine weite Strecke mehrerer Kilometer durch Wald und entlang von Lichtungen. Beim Abstieg entdecke ich links vom Hermit Mountain meinen persönlichen Berg; er trägt keinen Namen, hat es mir aufgrund seiner Toblerone-artigen Form extrem angetan! Zum Schluss gilt es noch den breiten Evolution Creek Fluss zu queren, hüfthoch reicht mir das Wasser, die Strömung ist glücklicherweise harmlos. Danach geht es steil bergab, und beim Joaquin River stelle ich müde aber zufrieden mein Zelt auf…


1 Kommentar

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Wow, was für ein Tag. Rehe, Steinhüsli, Dein Berg, so emotional.
Und mir war nicht bewusst, dass Du Dich auf dieser Reise so nass machen musst.
Sackstarke Leistung, wir sind alle bei Dir!

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