Ein (fast) perfekter Tag auf dem Trail geht zu Ende! Nach einer kalten und vor allem feuchten Nacht – kein Wunder wenn das Zelt knapp dreissig Meter vom Fluss steht, mitten im Wald – ziehe ich kurz nach sieben los, es steht ein 20 Meilen-Tag mit Querung des viel verschrienen Mather-Pass bevor. Doch zuerst geht es mal gemütlich bergauf, und es gilt insgesamt drei ziemlich knackige Flussquerungen zu meistern. Klar könnte ich Augen zu und durchmarschieren, doch dann bleiben die Füsse mindestens bis zum Znüni pflotschnass und vor allem eiskalt. Und natürlich greift auch der Ehrgeiz ein wenig, mittels Baumstämmen und – weil so früh am Morgen – teilweise völlig vereisten Felsbrocken trockenen Fusses das andere Ufer zu erreichen. Bei der letzten Querung gelingt es nicht ganz, und so gluntsche ich rechts weiter Richtung Pass hoch. Bevor der Trail richtig steil wird, lege ich eine Pause ein…
Die Südflanke des Passes soll furchteinflössend sein, das kann ich beim besten Willen nicht bestätigen. Dass die noch komplett verschneiten Kehren ziemlich prekär zu begehen sind, da stimme ich zu, ein Pickel würde hier gute Dienste leisten. Ich kraxle jedoch direkt nach oben, über Schnee- und Geröllhang, und das erfordert ein wenig Kondition, aber kaum technisches Bergsteigerkönnen, gefährlich ist das mitnichten. Kurz nach zehn treffe ich oben auf der Passhöhe ein, und es eröffnet sich mir wiederum ein atemberaubendes Panorama!
Der Abstieg auf der Nordseite ist tricky, die Schneefelder recht ausgedehnt und der Schnee schon recht weich. Mit Microspikes an den Schuhen nimmt unsere Gruppe den direkten und noch ziemlich vereisten Couloir runter, queren dann unterhalb des total zugedeckten Trails weitere Geröll- und Schneefelder. Teilweise sinke ich bis zum Schritt komplett ein mit einem Bein, immer in der Hoffnung, nicht einem Felsen unter der Schneedecke entlang zu schrammen.
Als wir auf Schlusslicht Charly warten, kommt er uns ziemlich aufgelöst entgegen. Er hat sich beim Runterrutschen im Couloir das Gesäss heftig geschürft resp. auf dem blanken Eis verbrannt. Wir verarzten ihn gemeinsam, jetzt heisst es für ihn auf die Zähne beissen. Der SOS-Knopf der Garmins bleiben glücklicherweise unberührt. Oberhalb des Upper Palisade Lake gibt‘s Mittagspause, und danach beginnt der bisher wohl schönste Anschnitt des PCT schlechthin, zumindest bis zum heutigen Tag. Der Trail folgt dem Palisade Creek und windet sich in unzähligen Kehren ins bewaldete Tal. Ich bleibe sprachlos auf einer Anhöhe sitzen und blicke ergriffen auf das Panorama. Das Tal selbst ist ein ideales Bären-Habitat, doch auch heute habe ich kein Glück, muss mich mit einer grösseren Schlange begnügen.
Die Gruppe beschliesst um halb sechs noch ein paar Meilen in Richtung Muir-Pass zu gehen, was ich eher suboptimal finde. Denn kaum ist die Sonne weg, kommen die Moskitos in Scharen. Zudem hätte ich gerne das Tal noch sonnenbeschienen begangen, die Meadows sind im Schatten nur halb so schön. Es gelingen mir trotzdem ein paar Schnappschüsse der umliegenden Gipfel und des tosenden Flusses. Kurz vor dem Abzweiger zum Bishop-Pass stelle ich mein Zelt auf, beim Nachtessen lasse ich das Erlebte Revue passieren, das war echt ein Prachtstag! 😍
1 Kommentar
KommentierenWow, den Arsch auf dem Eis verbrannt? Ja, es sah auf dem einen Photo so aus, als seien da Ski angebracht.
Ich freue mich so für Dich, dass Du so einen tollen Tag hattest.