Day#12 / Snow Creek – Whitewater River (km 317-355)

Ein anstrengender Tag geht zu Ende, diesmal endet er mit einer kleinen Belohnung, ihr werdet lesen. Beginnen tut mein Tag um 04:30 Uhr mit einem unsäglichen Gewusel auf der Hügelkuppe, es gibt also gleich mehrere Hiker:innen die so früh schon ans Meilensammeln denken und hektisch ihre Sachen packen. Ich schüttle den Kopf und drehe mich nochmal um, sechs Uhr ist definitiv früh genug! Nach einem kompakten Frühstück mit Pita-Brot, Erdnussbutter, Kaffee, Oatmeal und kandierten Ananasstückchen geht‘s los, und zwar mit dem Rest des Abstiegs. Ich komme zügig voran, kriege von Kyle noch ein wenig Botanik-Nachhilfe, doch der Weg zieht sich. Unten angekommen heisst es Wasser filtern, bunkern und „camel up!“, was soviel bedeutet wie einen Liter Wasser oder mehr vorgängig zu trinken. Nun bin ich bereit den Talboden zu durchqueren, und dort wo ich starte ist es bereits 28 Grad!

Zuerst geht es auf einem Strässchen runter, dann beginnt der Gang durch den Backofen, erster Teil. Die Luft flirrt vor Hitze und der Trail verläuft im Sand, sehr mühsam mit einem rund 16kg schweren Rucksack auf dem Rücken. Die Füsse kochen, der Schweiss rinnt von der Stirn und brennt in den Augen, jetzt bin ich froh um meinen Regenschirm… 😃 Abwechslung resp. Ablenkung von der Affenhitze bringen die vorbeifahrenden Lastwagen auf der Interstate 10 resp. die rund 3km langen Güterzüge, die oberhalb von mir vorbei donnern. Bei der Unterführung von Strasse und Bahn befindet sich die „I-10 Oase“ leider hat sie heute bis auf ein paar Sitzgelegenheiten nichts zu bieten, welche ich fürs Pause machen gerne in Anspruch nehme.

Was danach folgt ist Backprogramm mit Umluft, für mich die allergrösste Herausforderung, physisch wie auch mental. Es geht unaufhörlich hoch durch ein Seitental, unterwegs frage ich mich mehrmals ob ich halluziniere, doch den Dingen, die ich begegne sind echt, so z.B. eine Kingsize Matratze in der Pampa, zwei geschälten Karrotten oder einem kompletten Hausrat, schon witzig. Der Blick zurück ist umwerfend! Was mir auffällt ist, dass die mich umgebenden Sträucher einen Duft wie in einer Sauna abgeben, wunderbar…

Oberhalb des Dörfchens Whitewater – stellt euch bitte nichts idyllisches vor! – geht der Trail durch ein Firmengelände von Mesa Wind Energy (Erinnerungen aus meiner Gamer-Zeit werden wach, wer kann sich an Black Mesa in Halflife erinnern?), und neben dem Gebäude gibt es eisgekühlte Getränke im Schatten, perfekt zum Abkühlen. Bis zum Sattel hoch habe ich Mühe, erst eine weitere Pause zum Zvieri hilft. Von da weg eröffnet sich mir ein gänzlich neuer Anblick über das Whitewater-Tal. Ich quäle mich hoch zur Stelle an dem der Trail das Flüsschen quert, und hier lasse ich mich nieder. Das Geräusch des fliessenden Wassers erscheint nach zwei Wochen Trockenheit fast unwirklich. Nach Fussbad und frisch gebadet krieche ich hundemüde ins Bett.


4 Kommentare

Kommentieren

Wir hier am Bifang in Utzigen verfolgen deine Reise mit sehr grossem Interesse! Carlo meinte neulich däs sei so cool, dass du sooo weit wandern kannst. er würde das nicht wollen ;)) Das Bild von der Babyklapperschlange fanden beide Kids natürlich der Hammer!
Super schöne Bilder und tolle Berichte, danke viel mal!
Wir wünschen dir gute Erlebnisse, viel Kraft, immer genug Wasser und Essen und tiefen Schlaf
bis gly
lg verena

Schreiben Sie einen Kommentar