Hike#93 / Le Châtelard – Champéry

Immo und ich nehmen den nächsten Anlauf für eine dreitägige Wanderung auf dem Alpenpässeweg, aufgrund der Wettervorhersage müssen wir jedoch schon wieder auf zwei Wandertage kürzen, es soll auf knapp 2’000 m.ü.M. schneien, henusode!

Distanz: ca. 38km
Höhenmeter: ca. 2’780m hoch / 2’920m runter (effektiv gelaufen)
Marschzeit: rund 13h45
GPS-Route: SchweizMobil (ursprünglich geplante Strecke bis Morgins!)

Le Châtelard – Lac de Salanfe (Tag 1)

Unverdrossen treten wir die rund dreistündige Anreise von Bern in Richtung Chamonix zur französischen Grenze an. Bereits kurz vor Martigny erblicken wir aus dem Zug quasi unser erstes Etappenziel, die Dents du Midi. In Le Châtelard angekommen bestaune ich kurz das gleichnamige SBB-Pumpspeicherkraftwerk, welches Bahnstrom für die Westschweiz und das Unterwallis produziert. Das Wetter könnte besser nicht sein, wir sind hungrig auf die anstehenden zwei Tage, als Ziel haben wir uns Morgins gesetzt, welches wir witterungsbedingt leider nicht ganz erreichen werden, doch lest selbst…

Zu Beginn geht es steil hoch, mehrheitlich im kühlen Schatten der Bäume und immer in der Nähe der Standseilbahn, welche zum Lac d’Emosson fährt. Die kleine Verticalp Funi lässt mich schmunzeln, wir lassen uns jedoch den restlichen Aufstieg zu Fuss nicht nehmen. Die Aussicht ‹gen Süden kündigt sich grossartig an!

Beim grossen Parkplatz angekommen sind wir von Zuvielisation umgeben, wir flüchten uns direkt in den Tunnel, welcher uns an die östliche Flanke des Stausees bringt. Kaum draussen verschlägt es uns die Sprache, das Panorama rund um den Mont Blanc ist wunderschön! Nur wenige Touristen verirren sich scheinbar zum hinteren Teil des Sees, hinter einer Alphütte mit drei grimmig dreinschauenden Wallisern sind wir quasi auch schon fast allein im Aufstieg hoch zum Col de Barberine. Von sattem Grün wechselt die Umgebung in eine Steinwüste, die in meinen Augen genauso ihren Charme hat. Unterhalb von uns der smaragdgrüne Lac d’Emosson…

Der Abstieg ins Balla Combe ist zu Beginn steil und rutschig, macht dennoch Spass. Auf der gegenüberliegenden Talseite ist bereits der Col d’Emaney zu erkennen, aus der Ferne lassen sich einige Kühe ausmachen, die von einem Kuhirten über den Pass getrieben werden. Talwärts sichten wir den Roc Blanc. An der prallen Sonne geht’s wieder streng hoch, die Strapazen werden jedoch mit einer grandiosen Aussicht auf unter anderem Grand Combin oder die Dent Blanche (so sicher bin ich mir zum Peakfinder-Foto nicht) belohnt.

Dann geht’s heute zum letzten Mal runter und zwar zum Lac de Salanfe, der sukzessive von den ihn westlich umgebenden Dreitausendern in den Schatten gestellt wird. Wenig oberhalb des Sees stellen wir unsere Zelte in der Ebene neben neben dem Salanfe-Flüsschen auf, die flachen und noch warmen Steine rund um die Feuerstelle sind super Sitz- und Liegeflächen für ein genüssliches Futtern. Der breite Kessel erinnert mich an die weiten Täler in den Sierras, schöne Erinnerungen kommen in mir hoch. 🙂

Ein empfehlenswertes Camping-Plätzchen, vorausgesetzt die Kühe der nahen Alp sind nicht auf derselben Flussseite am grasen…

Lac de Salanfe – Barme – Champéry (Tag 2)

In der Nacht hat es stark abgekühlt und die Luft war ziemlich feucht, so sind es auch unsere Innenzelte am Morgen. Gemütlich packen wir unsere Sachen zusammen, essen etwas zum Frühstück und beginnen mit einem weiteren Aufstieg in Richtung Col de Susanfe auf knapp 2’500 m.ü.M., ein Pass den wir eigentlich schon im Frühling, als vielerorts noch Schnee lag, machen wollten. Im oberen Teil ist der Wanderweg ziemlich ausgesetzt und bedarf ein wenig Kraxelei, bei Schnee oder Regen ist das nicht nur Type 2 – Fun sondern schwachsinnig… langsam aber stetig ziehen Wolken von Südwesten her auf, es ist eine Frage von Stunden, bis es zu regnen beginnen wird.

Auf dem Weg zur Susanfe – SAC Hütte begegnen wir finster dreinschauenden und bedrohlich bellenden Hirtenhunden, welche über eine wild verstreute Schafherde wachen. Richtig spektakulär wird der Wanderweg als wir die Talseite beim Pas d’Encel wechseln, schroff und mit Ketten gesichert windet er sich entlang der Bergflanke in Richtung Refuge de Bonaveau, auch hier, bei Regen definitiv nicht zu empfehlen! Als wir zum Signal de Bonaveau hochlaufen, beginnt es zu regnen und der Wald- und Wiesenweg zur Barme runter wird zum klebrigen Morast. Noch vor der Cantine de Barmaz beschliessen wir nach Champéry abzusteigen und nach Hause zu fahren, der am Vortag avisierte Gang über den Grat von La Berthe über Les Fornets und Pas de Chavanette bis zur Croix de l’Hiver wäre nicht zu schaffen gewesen, auch untendurch dem klassischen Alpenpässeweg entlang im pflotschigen Grün verspricht kaum Wanderspass, entsprechend ist unser Entscheid wohl der richtige. Wir kommen wieder!

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