Day#99 / Dumbell Lake – South Matthieu Lake (km 3134-3186)

Der heutige Tag war ein Tag der Kontraste, und am Schluss wurde mein Durchhaltewillen belohnt. Beginnen tut er früh, obschon am Vortag als erster mein Zelt aufgestellt bin ich heute bereits um halb sechs der letzte, alle anderen hatten irgendwie Stalldrang nach Elk Lake zu kommen. Da ich genügend Essen bis Big Lake dabei habe, nehme ich es etwas gelassener, starte um halb sieben nach einem ergiebigen Frühstück. Ja, es ist wieder Regenzeug angesagt, die Mozzies sind vielzählig und sehr aggressiv heute morgen. Nach einer geraumen Zeit im grünen Tunnel gibt‘s endlich Abwechslung, der Trail führt durch offene Wiesenflächen und ein Waldbrandgebiet, was eine erste Sicht auf die Three Sisters ermöglicht.

Vor dem Rock Mesa, einem grösseren Hügel aus erstarrter Lava, führt der Trail durch eine sehr breite trockene Ebene, auf der ich zwei Trailrunnern begegne, welche für den Ultramarathon in der Umgebung trainieren. Etwas weiter verbringe ich meine Mittagspause an einem lauschigen und sehr kalten Bach, was meinem lädierten Schienbein zu Gute kommt. Etwas langgezogen aber dennoch abwechslungsreich verläuft der Trail entlang der südlichen Schwester. Es wird heiss und heisser, überall bilden sich Regenwolken. Zur Zvierizeit rumort es hinter mir schon mächtig, als ich zur besonders geschützen Obsidian Area gelange. Der Trail ist übersät von glänzenden schwarzen Glasscherben, führt vorbei am rauschenden Obsidian -Wasserfall und hoch ins Vulkangebiet. Mein Tagesziel liegt noch gut zwei Stunden entfernt, und dort scheint ein Gewitter zu toben; hoffentlich kommt mir dieses nicht entgegen, in den Lavafeldern ist man ziemlich exponiert.

Doch bevor es vulkanisch wild wird, gilt es noch ein Waldstück mit vielen riesigen umgefallenen Bäumen zu queren, ein Kraftakt am Ende des Tages. Dann geht es dem ersten Lavastrom entlang hoch, ich kreuze einen Schuttkegel und schliesslich führt der Trail mitten durch apokalyptisch anmutende Lava-Ströme, hoch im Zickzack. Es riecht nach Kohle und Eisen, die Felsen und Steine untet meinen Füssen sind kantig gar scharf, meine armen Schuhe müssen noch bis Cascade Locks halten heinomol! Oben angekommen eröffnet sich der Blick auf die Northern Sister, super eindrücklich die Farbkontraste. Dann zieht es mich langsam aber sicher hin zum Scott Pass und dem angrenzenden See, ich habe Hunger und freue mich aufs Ausruhen. Dort angekommen die böse Überraschung: PCT-Hiker dürfen nicht um den See campieren, was zur Hölle nochmal soll das sein! Nach über 50km in den Beinen mag ich echt nicht mehr rund 6km weiter. Also gehevich zum nächstgelegenen belegten Tentsite um zu fragen, ob ich neben ihnen, die den Platz scheinbar gebucht haben, für die Nacht bleiben kann. Ich komme mit Rachel, Brandon und Carlton ins Gespräch und sie offerieren mir Vollkornbrot mit Hartkäse sowie eine Tafel Schokolade, einfach wunderbar! 😍 Da rund anderthalb Stunden zuvor das Gewitter mit Starkregen und Hagel über den See hinweggezogen ist, seien am gegenüberliegenden Seeufer zwei Damen mit Tarp überfordert wieder abgereist, erfahre ich. Ich packe die Chance beim Schopf und beanspruche den leer gewordenen Zeltplatz. Nach einem Schwumm im See, einem warmen Znacht und einem schokoladigen Dessert, verkrieche ich mich in den Schlafsack, einfach wunderbar! 🥱


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