Day#61 / Disaster Peak – Shay Creek (km 1664-1707)

Mein zweiter Monat auf dem Trail geht heute zu Ende, rückblickend war dieser noch erlebnis- und eindrucksreicher als der erste. Auch anstrengender, und deshalb habe ich mir bewusst auch mehr Pausen gegönnt und mich auf die Flora und Fauna eingelassen, ich bin echt happy hier draussen! 😃 Mein Tag beginnt früh um fünf, ich fühle mich ziemlich gut und es ist angenehm frisch, was vermutlich am Dunst liegt, der die Sonne daran hindert, das Thermometer allzu stark in die Höhe klettern zu lassen. Die ersten 15km gehen locker über die Bühne, ich laufe sie alleine, und das ist heute einbesonderer Genuss. Unterwegs begegne ich Van Gogh‘s Ohr und seinem Schädel, die Landschaften und Blumen wären ideal zu malen, hätte ich nur Pinsel, Farbe und Leinwand dabei. Auf dem Sattel oberhalb des Noble Lake ist die Aussicht besonders pittoresk.

Der Abstieg auf der Nordseite des Sattels im rutschigen Schnee ist anders künstlerisch, eher artistisch, zweimal rutsche ich aus und lande im feuchten Nass, erfrischend aber ein wenig mühsam. Der Trail führt anschliessend zuerst Tremola-mässig in scharfem Zickzack den Hang hinunter, steigt dann wiederum streng an um schliesslich sanft zum Ebbet‘s Pass und Highway 4 sich abzusenken. Dort erwartet mich eine riesige Überraschung: Trail-Angel Chipmunk, ein älterer Herr aus der Gegend, kocht für jeden Hiker Frühstück, eine wahre Gaumenfreude!!! 😋

Danach gilt es den vollen Bauch etliche Höhenmeter hochzuhieven, was sich jedoch so etwas von lohnt. Die sich mir präsentierende Landschaft ist dermassen filmreif, dass ich mich unmittelbar in die Verfilmung von Karl May’s Winnetou versetzt fühle, unglaublich! Wohl weiss ich, dass keiner der Filme auf amerikanischem Boden gedreht wurde, aber dennoch… Nach einer zurückgelegten Marathondistanz stelle ich gemeinsam mit Lostboy mein Zelt in einem schönen aber moskitoverseuchten Waldstück auf. Morgen werden wir versuchen nach South Lake Tahoe zu gelangen.


2 Kommentare

Kommentieren

Wow, ich wusste gar nicht, dass Van Gogh einen deartigen Überbiss hatte.
Und diese Trail Angels sind ja echt der Hammer. Ist der dann jeden Tag da oder nur heute?
Ja, der Karl hatte schon eine blühende Phantasie. Weiss man, ob Schiller jemals in der Schweiz war?
Icxh hoffe, Ihr übersteht die Nacht gut.
Lake Tahoe, das ist in meiner geographischen Vorstellung schon recht weit im Norden, aber ich bin so was von schlecht in Geographie.

Ciao Chris, Lake Tahoe ist auf der Höhe von San Francisco glaub ich, noch rund 200 Meilen bis zum Halfway-Point. Ab hier wird‘s flacher und dann ab Oregon teilweise ganz flach, d.h. ich komme einiges schneller voran. Die Trail-Angels am Highway 4 machen meist 3-4 Tage, dann kommt der nächste, quasi Dauerbetrieb über 5-6 Wochen. 😁

Schreiben Sie einen Kommentar