Ich erwache in meinem Schlafsack um sechs Uhr und weiss nun wie sich ein Frozen Burrito im TiefkĂŒhlfach fĂŒhlen muss. Selbst habe ich trotz der -7 Grad ausserhalb meines Zelts schön warm, das Innenzelt selbst Ă€hnelt einem angefrosteten TiefkĂŒhlfach. Krass wieviel Kondenswasser sich an den ZeltwĂ€nden ansammelt und gefriert! Ich nehme es gelassen, heute stehen ânurâ 30km auf dem Plan, zudem soll das Wetter es wĂ€rmer bringen⊠Nach einem FrĂŒhstĂŒck mit Aussicht packe ich meine Eishöhle zusammen und geniesse die ersten Kilometer bei völliger Ruhe und spiegelglatten kleinen Seen. Nach kurzer Dauer stehe ich am 1000-Milemarker, bin hin und hergerissen in Gedanken und Emotionen. So weit schon, und doch noch mehr als anderthalb mal soviel vor mir! Ich erinnere mich an schöne, an harte und auch an traurige Momente auf dem Trail, Wahnsinn was sich da alles ansammelt in knapp zwei Monaten⊠Nach weiteren paar Kilometern kreuze ich den Walker River und es fĂ€llt auf, dass ich Ă€hnlich wie vor den Sierras, wieder von eher rötlichem Gebirge umgeben bin. Auf einer AnhĂŽhe mache ich Pause und lege mein nasses Zeug zum Trocknen an die Sonne; sieht aus wie ein Garage Sale. đ
Es folgt ein strenger Aufstieg zum Sattel des Kennedy Creek, in dessen VerlĂ€ngerung ich heute zu ĂŒbernachten Gedenke, in Kennedy Meadows North. Der Trail fĂŒhrt jedoch rechts hoch, quert mehrere Schneefelder und folgt ĂŒber allem erhaben einem Grat Richtung Norden. Es weht wiederum ein bitterkalter Wind, doch die Aussicht in alle Himmelsrichtungen macht klamme Finger und kribbelnde Ohren vergessen. Ich beschliesse auf dem Grat oberhalb des Levitt Lake meinen Lunch zu verspeisen, einfach himmlisch hier oben. đ€©
Nach geglĂŒckter StĂ€rkung folge ich dem Trail entlang des Grats weiter. WĂ€ren da nicht der kalte Wind und wiederkehrend die teils ziemlich abschĂŒssigen Schneefelder, die es zu queren gilt, der reinste Sonntagsspaziergang. Die Fotos dĂŒrften fĂŒr sich sprechen, ich bin begeistert von diesem Abschnitt, ein krönender Abschluss der Sierras. GetrĂŒbt wird das ganze durch einen anhaltenden Schmerz auf der RĂŒckseite meines rechten Knies, das verheisst gar nichts Gutes! Oberhalb von Sonora Pass verlasse ich den Yosemite Nationalpark, und damit ist auch die Tragpflicht eines BĂ€renkanisters zu Ende, endlich! Auf der Passhöhe angekommen kann ich kaum noch gehen, und kaum habe ich meinen Rucksack abgezogen, hupt mich eine freundliche Dame aus ihrem Auto an, ob ich einen Hitch ins Tal benötigen wĂŒrde? So schnell gingâs noch nie, und zwanzig Minuten sowie ein anregendes GesprĂ€ch mit den Eltern im Fond spĂ€ter, stehe ich bereits vor dem General Store. Die Stimmung schon von Beginn weg kĂŒhl den Hikern gegenĂŒber, nicht vergleichbar mit Kennedy Meadows South. Nach einer kleinen StĂ€rkung verhökere ich meinen BĂ€renkanister, kaufe ich fĂŒr die nĂ€chsten fĂŒnf Tage Fressalien ein und nehme eine heisse Dusche. Das Restaurant ist dermassen im Stress, dass ich es links liegen lasse und zum nahegelegenen Campground des National Forest mich begebe. Nach HandwĂ€sche, Proviant umpacken und Znacht essen sinke ich todmĂŒde in meinen Schlafsack. Mein rechtes Knie pulsiert, ev. lege ich morgen gezwungenermassen einen ZeroDay ein⊠đą
1 Kommentar
KommentierenWow, so eindrĂŒcklich, diese Kontraste.
Ich hoffe, das mit Deinem Knie kommt gut!