Day#57 / Piute Creek – Cascade Creek (km 1565-1607)

Heute war ein wunderbarer Tag, und das gleich in mehrfacher Hinsicht! Zuerst habe ich mal ausgeschlafen, das bedeutet bis sechs Uhr. Ich fühle mich ziemlich fit, die Grippe-Symptome sind bis auf ein schwaches Kopfweh weg. Beim Frühstück gesellt sich noch ein Reh zu mir, ich knabbere am Oatmeal, es am Busch. Die Nacht war zwar ruhig jedoch unter Null, mein Schlafsack und die Innenseite meines Zelts sind feucht resp. das Kondenswasser daran gefroren, das Trocknen muss warten, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, als ich losmarschiere. Gleich zu Beginn eine knifflige Flussquerung, danach folgt der Aufstieg in Richtung Seavey-Pass, fortan mein Lieblingspass, da er viele kleine Seeen beherbergt. Beim ersten verschlägt es mir fast die Sprache, so schön ist er, ich lege gleich eine verfrühte Znünipause ein, um ihn auf mich wirken zu lassen.

Nach dem Pass geht es runter in den Kerrick‘s Canyon, in dem ich dem Fluss folgend vor allem die von den über mich herziehenden Wolken in Szene gesetzten Gipfel und Grate bestaune. Das Queren des Kerrick Creek fällt dank einem dicken Baumstamm flussaufwärts ziemlich einfach aus. Der Aufstieg in Richtung Stubblefield Canyon bringt eine Vielzahl von Blumen zum Vorschein, zwei Arten habe ich, soweit ich mich erinnern kann, noch nicht gesehen bisher. Auf einer Anhöhe entdecke ich ein Baumpaar, das sich gut ergänzt. Etwas weiter hat die Natur den Anfangsbuchstaben meines Namens in die Rinde eines riesigen jedoch abgestorbenen Baums eingeritzt, eieiei, was das wieder bedeuten soll… Beim Abstieg komme ich an einer Vielzahl von kleinen Seen vorbei, zuletzt stehe ich vor dem ausgedehnten Wilma Lake, wo ich mir mein Zmittag koche.

Nun geht es gut und gerne 12km geradeaus entlang des Falls Creek, hoch zum Dorothy Lake und dem gleichnamigen Pass. Eine erste Überraschung auf diesem Abschnitt beschert mir ein Frettchen-artiges Tier, dass sich vor mir in Sicherheit bringt, trotzdem gwundrig an drei Baumstämmen zurückschaut. Zweitens scheint der Trail mehr Pfütze und Bach zu sein als ein Wanderweg, an unzähligen Stellen sinke ich im Matsch ein, meine Schuhe haben keine Chance seit der Querung durch den Fluss nach dem Mittagessen zu trocknen. Drittens werde ich von einer mächtigen Lichtung mit Blick ins Tal überrascht, mittig eine Insel mit ein paar Baumwächtern, ich bleibe sicherlich fünf Minuten ergriffen stehen, der eindringende Matsch in meinen Schuhen bemerke ich gar nicht. Viertens erinnere ich mich an meinen etwas in die Jahre gekommenen Wanderführer sowie an aktuelle Posts in der Farout-App, wonach das Tal als Moskito Heaven bezeichnet wird. Vermutlich haben die Plagegeister Wochenende und sind dem kalten Wind entkommen, ich sehe insgesamt zwei Insekten im Tal, eine Hummel und ein verwirrt rumfliegender Schmetterling. Schliesslich gelange ich zum Dorothy Lake, die Wolken haben sich aufgetürmt und sind dunkelgrau, das verheisst in def Regel nichts Gutes. Es weht ein bitterkalter Wind, und da beginnt es doch wirklich zu schneien an, gleichzeitig scheint auch noch die Sonne, unwirklich! Mein avisiertes Zeltplätzchen am anderen Ende des Sees ist zu exponiert, meine Garmin-Wettervorhersage meint -7 Grad um drei Uhr in der Früh. Das will ich mir nicht antun und laufe über den Pass und noch ein wenig weiter… Neben einem kleinen Wasserfall stelle ich mein Zelt auf und kriege es von der untergehenden Sonne noch getrocknet. Erstaunlich, gestern fühlte ich mich, als hätte ich linker und rechter Schuh vertauscht, heute als hätte ich Siebenmeilen-Stiefel an… 😇


1 Kommentar

Kommentieren

Wow, so eindrückliche Bilder, so eine intensive Beschreibung. Fast als wäre man dabei.
Ich bin froh, dass das Glück wieder auf Deiner Seite ist.

Schreiben Sie einen Kommentar