Day#26 / Horse Trail Camp – Twin Lakes (km 818-870)

Die Nacht war nebst dem starken Wind eigentlich ruhig, entsprechend ausgeruht bin ich ready für den heutigen, etwas andersartigen Tag. Mein Fussgelenk ist glücklicherweise nicht geschwollen, ich spüre jedoch ein gewisses Ziehen im Sprungelenk, hoffentlich bleibt‘s dabei. Die fünfzehn ersten Tageskilometer sind easy, es geht zuerst bergab und dann in leichtem Auf und Ab durch die Hügel, immer näher zur ebenen Fläche der Mojave-Wüste.

Der Anmarsch zu Hiker Town, stellt euch dies als eine Jugendherberge vor, die anstelle in einem Gebäude über eine Hektare verteilt die verschiedenen Zimmer, Küche, Laundry-Ecke etc. hat, alles in einzelnen kleinen Häuschen. Da konnte sich Deko-mässig jemand richtig austoben! Das Bankhäuschen hat nebst Bett einen fetten Safe und ein paar ausrangierte Gewehre an der Wand… 🙃 Im wenigen Schatten verteilen sich unzählige Hiker:innen, warten auf eine Fahrt zum nächsten Tankstellenshop, machen Siesta oder bereiten sich – wie ich es tue – auf den nächtlichen Hike durch die Wüste vor.

Um vier Uhr nachmittags ziehe ich los, bei den Windverhältnissen für mich ideal, für manche zu heiss. Viele machen an der 24-Stunden Challenge mit, dabei soll die Etappe von knapp 80 km durchmarschiert werden, finde ich persönlich etwas stumpfsinnig. So wiederfinde ich mich allein auf weiter Flur, staune ob des unwirklich erscheinenden Wasserlaufs sowie der rostigen und seeehr langen Stahlpipeline. Ich begegne einem einzigen Truck entlang der Pipeline, und genau der verteilt Trailmagic, grandios! 😍

Langsam senkt sich die Sonne dem Erdboden entgegen und ich wandere mehrheitlich der nunmehr aus Beton gegossenen Pipeline entlang, und das während mehreren Stunden, gefühlt eine Ewigkeit.

Nach Sonnenuntergang verstärkt sich der Wind zusehends, bis zuletzt er so stark wird, dass ich mich mitsamt Rucksack komplett in ihn reinlehnen kann, unglaublich! Den letzten Abschnitt von rund 10 km begehe ich bei kompletter Dunkelheit mit Stirnlampe, drei mal legen mich Windböen komplett flach, teilweise komme ich gar nicht mehr vorwärts, da wo der Wind durch kleine Tälchen getunnelt wird. Und wo soviel Wind ist sind natürlich Windturbinen nicht weit entfernt, resp. ich marschiere für mehrere Stunden schnurgerade durch eine Windfarm, hauptsächliches Geräusch nebst dem Wind sind das Rauschen der Turbinen, tönt fast wie am Flughafen. Fix und fertig erreiche ich kurz nach ein Uhr den avisierten Zeltplatz, der bereits überbelegt ist. Ich stelle mein Zelt in einer Schräge auf, mag nicht mal mehr essen, das kann ja heiter werden! 😖


3 Kommentare

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Sali Thierry,
Sehr coole Photos von Hikertown, 🤩sieht wirklich aus wie auf einem Filmset (from the makers of breaking bad).
Die letzte Gruppe Photos erscheint nicht, kannst Du ev. nochmals aktualisieren?

Liebe Grüsse,
Ralph 🇨🇭 🚴🏽‍♂️

Ja, Hikertown ist cool. Und auch sonst scheint es entlang des Trails immer wieder menschliche Behausungen zu haben. So langsam dämmert mir, wo Georg Lukas seine Inspiration für Star Wars her hat.
Wenn ich mir das Wetter so anschaue, kannst Du Deinen Trip vermutlich mit dem Solarstrom finanzieren, den Du den ganzen Tag produzierst.
Keep trailin›!

Ja, die Behausungen und Umgebungen waren sicher Impulsgeber für Tatooine beispielsweise, aber auch andere Filme wie Pulp Fiction, No country for old men etc. erscheinen in einem ganz neuen Licht! 😛

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