Day#18 / Highway 138 – Swarthout Canyon (km 529-559)

Ich habe trotz KĂ€lte und Feuchtigkeit sehr gut geschlafen, die heisse Dusche und mein kalorienhaltiges Nachtessen dĂŒrften einiges dazu beigetragen haben. Da ich am Vortag knapp 50km hingelegt habe, lasse ich mir mit Zmörgele, Sachen trocknen und packen viel Zeit. Kurz vor neun Uhr kehre ich dem Campground den RĂŒcken zu und laufe zum Trail zurĂŒck. In bekannter Manier zieht der Trail in die Höhe hoch zum Cleghorn Saddle, von wo ich gut zurĂŒck auf den See blicken kann, alles kommt mir schon fast etwas Disneyland-mĂ€ssig rein. Oben angekommen fallen mir spontan zwei SprĂŒche ein, die fĂŒr mich in der Wander-Situation grad so passen, ich will sie euch nicht vorenthalten:

Kurze schnelle Schritte fĂŒhren rascher zum Ziel.

Steh‘ nur auf das, worauf du wirklich stehen musst oder willst, sowohl im wörtlichen als auch im ĂŒbertragenen Sinn.

Meine Laune hebt sich spĂŒrbar wieder im Vergleich zum gestrigen Tag, als ich das mir neue Panorama etwas genauer andchaue. Und mir schwant Schreckliches, SCHRECKLICHES! Das mordslangweilige Tal hat mich wieder zu sich geholt! Es geht also wieder spaziergangmĂ€ssig in TĂ€lchen rein und wieder raus, brrrr! Da ich guten Empfang mit dem Handy habe, beschliesse ich beim Wandern „Zeitung lesen“ – höre ich da „Safety-Dialog“? 😉 – digital natĂŒrlich in der SRF-App, und da holen mich die unsĂ€glichen Berichte vom Ukraine-Konflikt wieder ein, was in den USA echt kein Thema zu sein scheint. DafĂŒr wird darĂŒber diskutiert, ob Mr. Musk Twitter aufgekauft hat, um Trump‘s Account wieder freizuschalten, weil Biden Musk nur die kalte Schulter zeigt
 das beelendet mich!

Nach kurzer Zeit muss ich mich wieder auf den Weg konzentrieren, da er sich oberhalb des Cajon Pass ziemlich schlagartig zu einer regelrechten Gratwanderung mutiert, jetzt gefĂ€llt’s mir langsam schon besser! Der Cajon Pass ist historisch und geografisch gesehen sehr bedeutungsvoll, hat er doch viel mit dem Goldrush und den Mormonenbewegungen zu tun, und weil er mit seinem Highway, den insgesamt vier Eisenbahntrassen und den Starkstromleitungen Kalifornien mit dem restlichen Amerika verbindet. Aus versorgungstechnischer Sicht ist er auch fĂŒr Hiker von Bedeutung, denn hier findet die – ich finde es maximal doof und werde nicht mitmachen – die Mc Donald’s Challenge statt, möglichst viele Cheesburger verdrĂŒcken und/oder 100 Chicken Nuggets als alleiniger Proviant fĂŒr die nĂ€chsten Tage aufladen. Gesund ist das sicherlich nicht, darum besorge ich mir mein eigens zusammengestelltes Happy Meal und geniesse auf der RasenflĂ€che vor der Tankstelle, der Innenbereich des Mc Donalds wird nĂ€mlich komplett neu gebaut, kĂŒhn wie die mexikanischen Arbeiter den Holzbau vornehmen, in der Schweiz kĂ€me das wohl nicht abgenommen. 😳

Dank zweier Tunnels gelange ich schliesslich auf die andere Seite des Asphaltkorridors sowie der SchienenstrĂ€nge, folge dem Trail in die Höhe. Der Ausblick resp. Blick zurĂŒck finde ich toll, bin vor allem erstaunt ĂŒber die Steigung die die GĂŒterzĂŒge und Lastwagen ĂŒberwinden mĂŒssen. Kurz vor fĂŒnf Uhr schlage ich mein Zelt bei einem Wassercache mitten in einem ausgetrockneten Flussbett auf, werde frĂŒh schlafen und morgen frĂŒh aufstehen, es steht ein strenger Abschnitt bis Highway Nr. 2 sowie ein Hitch ins StĂ€dtchen Wrightwood auf dem Programm!

Meine Inneneinrichtung… 😉

2 Kommentare

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Wow, megacool. Wieder spannende Einblicke.
Von solchen GĂŒterzĂŒgen trĂ€umt Cargo nur (lassen wir die Frage des Lichtraumprofils mal aussen vor).
Also ich an Deiner Stelle hĂ€tte mich ja fĂŒr die Trailzeit komplett abgekoppelt von den News. Die regen einen aktuell nur auf.
Und, lieber Thierry, fĂŒr das Bild auf den Gleisen muss ich Dich einfach nur schimpfen. Das macht man nicht, nicht als SBBler, auch nicht in einem anderen Land!

Ach das mit den Schienen, weisst du, die mussten wir queren. Und die GĂŒterzĂŒge sind so lahm und hornen bereits eine Meile vor der Stelle, da gönnt Hiker:in sich einfach eine kleine Pause auf dem flachen StĂŒck Trasse. Aber du hast recht, keine PSA dabei! đŸ€Ł

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