Day#9 / Cedar Spring – Saddle Junction (km 263-289)

Die Nacht war zugig, die sturmartigen Winde die über uns hinwegzogen liessen das Totholz ächzen und knarzen, das Rauschen in den Baumkronen war teilweise ohrenbetäubend. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass diejenigen welche auf dem Grat oben übernachtet haben, kaum zur Ruhe gekommen sind. Dann hatte ich ja Glück im Unglück… Ich stehe früh auf, denn der Trail über die Ostflanke des San Jacinto – Massivs wird wegen der schweren Schäden an der Vegetation hervorgerufen durch Wassermangel, Wind, Unwetter und Bränden anstrengend. Das Tragische: Im 2013 sei ein Grossteil des Waldes wegen eines vorsätzlich gelegten Brandes zerstört worden, so die Aussage eines lokalen Hikers; ein wenig Recherche zum Mountain Fire zeichnet ein etwas anderes Bild. Item, bis hoch zur Apache Spring ist vor allem der Wind die Herausforderung, er bläst so stark, dass es mich mehrfach fast von den Beinen wegfegt…

Bei km 273 werde ich daran erinnert, wie gefährlich der PCT an gewissen Stellen sein kann, denn hier verstarb im Jahr 2020 ein junger Hiker, der in relativ stark abschüssigem Gelände bei winterlichen Bedingungen vom Weg abkam und abstürzte. Aktuell trage ich in meinem Rucksack die notwendige Ausrüstung mit um sicher Schneefelder und dergleichen zu durchqueren, es fehlt jedoch der Schnee gänzlich! Meine Herausforderung ist es über durch die verunstaltete Landschaft meinen Weg zu finden und zu bahnen, die schiere Menge an zu übersteigenden Baumstämmen alleine bremst mich komplett aus… Die Aussichten sind wie immer eindrücklich, meine Stimmung kippt jedoch ins Gereizte.

Zwei weitere Beobachtungen beschäftigen mich. Einerseits gibt es gigantisch grosse Bäume, die scheinbar von Innen her ausgebrannt sind, bevor sie umknickten. Schon nur die Vorstellung daran schmerzt. Andererseits riecht es ab und zu betörend süsslich auf dem Trail, und da kommt mir die Aussage eines älteren Hikers am zweiten Tag in den Sinn: „If you smell weed on the trail, call out for hikers. If you don‘t get an answer, it‘s gonna be poodle dog bush.“ Und effektiv, es mehren sich die Hinweise auf diese Allergien auslösende, von Hikern gefürchtete Pflanze, die vor allem nach Waldbränden wuchert… und ja, ihre Form hat durchaus eine Ähnlichkeit mit Hunden! 😉

Nach einer gefühlten Unendlichkeit gelange ich auf das Tahquitz-Plateau, wo der Wald unversehrt ist, so macht Hiking Spass, wunderbar. Hier und da liegt noch etwas Schnee, doch ich komme zügig voran. Bei der Saddle Junction verlasse ich den PCT um mittels Devil‘s Slide Trail runter nach Idyllwild zu gelangen, einem lauschigen Bergstädtchen, wo ich mir einen Zeroday genehmigen werde. Ausruhen, Wäsche waschen und viel Essen steht auf dem Programm… 😃


5 Kommentare

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Wow, wieder mal tolle Bilder, spannende Eindrücke und wie immer spannend.
Wieder was botanisches gelernt.
Der Burger sieht lecker aus, geniesse Deinen Zero-Day!!
Bin gerade im Kernteam OLA25 und Hugo wird gleich informieren, wie es weitergeht … Spannung pur.

Wow, wieder mal sehr cool.
Keine Ahnung, warum mein vorheriger Kommentar verschwunden ist, aber ich bin nach wie vor begeistert.

In Idyllwild: unbedingt Kaffee trinken und dem Gmeindspräsi die Pfote schütteln😊Weiterhin viel Spass, es sieht super aus bei dir!

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