Ein abwechslungsreicher Tag geht zu Ende, müde aber mit vollem Bauch schaue ich den vorbeiziehenden Wolken zu, hoffentlich wird‘s nicht zu ruppig heute Nacht. Doch alles der Reihe nach! Mein Tag beginnt wiederum um sechs Uhr, kurz vor Sonnenaufgang. Es ist dunstig-feucht, Nebelschwaden ziehen vorbei, etwas ganz Neues nach fünf Tagen Sonnenschein und Wind. Ich verabschiede mich von der Gruppe und laufe, einem Sonntagsspaziergang gleich, mit Zwischenhalt beim Eagle Rock nach Warner Springs, ein verschlafenes Nest bestehend aus Ferienhäusern, einer Schule, einem geschlossenen Restaurant, einer Tankstelle sowie Poststelle. Zu letzteren zwei will ich, um mein „Fresspäckli“ abzuholen und einen heissen Kaffee zu trinken.
Verrichteter Dinge – selbst bin ich sicher ein Kilo schwerer, mein Rucksack rund drei – zottle ich weiter, es steht ein unbeliebtes Stück Roadwalk zum Trail an. Unterwegs begegne ich einem älteren Japaner, der kaum Englisch spricht, witzig wie wir uns mit Händen und Füssen unterhalten. Der folgende Trailabschnitt durch den Agua Caliente Creek ist wunderschön, an einem schattigen Plätzchen am Bach lasse ich mich für Hygiene und einen Waschgang meiner Waschmaschine (Danke Girls! 👍) nieder.
Von da weg beginnt der „snakeway to heaven“, zumindest wenn ich dem Rentner im Post-Office glauben soll, in der Vorwoche seien drei Hiker:innen von Klapperschlangen gebissen worden (und nein Chris, noch gibt‘s hier keine Berglöwen! 😉). Erstaunlicherweise begegne ich keiner einzigen, dafür ist die Aussicht je höher oben immer besser.
Der allerletzte Abschnitt ist der Knüller schlechthin, ich fühle mich in der Murmelstube eines Riesen. Überall liegen rosarote Boulder in der Gegend rum, und der Trail schlängelt sich immer weiter bis zu einem ziemlich exponierten Sattel mit ein paar Zeltplätzchen. In der Hoffnung dass die Göttin Anemoi es gut meint mit mir, stelle ich mein Zelt zuoberst auf. Es gelingt mir platzmässig zwar kein perfekter Pitch, dafür verbarrikadiere ich mich mit ein paar grossen Steinen. Bin gespannt, wie die Nacht wird… Mein Nachbar im Biwak schnarcht jedenfalls schon mal! 💨
6 Kommentare
KommentierenWow. Extrem eindrückliche Bilder. Es ist so schön, wie Du uns teilhaben lässt an Deinen Eindrücken.
Das mit den Klapperschlangen hast Du ja gut gelöst: Einfach Decoy-Kaninchen vor den Bau setzen und schon hast Du Ruhe.
Ist das eine V-Zug Waschmaschine, die Du da mitschleppst?
Und ich sehe, der Bart wächst.
Das mit den Berglöwen ist schon okay, die kommen schon noch. Und in der Landschaft wären es ja auch eher Hügellöwen.
Weiterhin alles Gute und geniesse es einfach!
V-Zug macht nur schwere Sachen, meine ist von Scrubba… 🙃
Musstest du denn sehr weit an der Straße entlang gehen? Ansonsten sollte dich die herrliche Landschaft danach dafür entschädigt haben. Echt tolle Eindrücke, die du uns da gibst. Vielen Dank dafür!
Habe ich doch gesagt, dass dein Nachbar ein Bär sein muss. Und jetzt schnarcht er auch noch… 😉
Hoi Björn, nein, knapp zwei Meilen, die Füsse kommen einfach meist mit Asphalt nicht mehr klar, ist echt komisch…
Hab mir eben kurz die Scrubba angesehen. Merke ich mir für die nächste Rucksackreise 🙂
Aus Neugierde: Den (wenigen?) Leuten, denen du unterwegs begegnest, haben diese auch alle vor. den kompletten PCT zu laufen?
Ciao Tom, ich begegne rund 10 Leuten pro Tag, mehrheitlich mir unbekannte Gesichter, da ich recht flott unterwegs bin. 2-3 sind in etwa gleich schnell unterwegs. Und ja, alles haben vor, den PCT komplett zu durchwandern. Daneben gibt‘s noch so rund 5 Leute, die Tagestouren oder Section-Hikes machen, plus natürlich hie und da Trail-Angels, die uns Gutes tun… 🙃