Heute war ein in mehrfacher Hinsicht heftiger Tag. Bereits vor fĂŒnf Uhr werde ich durch losmarschierende Hiker geweckt, und die Vorfreude auf den Crater Lake beim Sonnenaufgang tut der Rest. Ruckzuck habe ich gefrĂŒhstĂŒckt und meine Sachen gepackt, marschiere die langen Kehren hoch zum Grat. Dort suche ich mir ein hĂŒbsches PlĂ€tzchen und hocke mich hin, nebst dem berauschenden Naturschauspiel – das mitunter ein Grund war, mich fĂŒr den PCT zu entscheiden – will ich noch die GeburtstagsĂŒberraschung fĂŒr meine Ă€ltere Tochter LĂ©onie, die am 28. Juli ihren zwanzigsten Geburtstag feiert, fertig machen und dazu benötige ich Internetzugang. Beides entsprechend emotional, ich bin wahrlich nahe am Wasser gebautâŠ
Reichlich spĂ€t verlasse ich meinen Lookout-Punkt, treffe noch eine Hirschkuh mit ihren zwei Kitzen an und marschiere dann hoch auf den Watchmen, das ist der mit einer Aussichtsplattform ausgestattete Standort des hiesigen National Park Services NPS. Von dort oben ist die Aussicht fantastisch, es fĂ€llt jedoch der Dunstschleier im Westen auf, wohl Aschestaub der ersten WaldbrĂ€nde im SĂŒden. Ich lerne, dass der Krater durch das in sich Zusammenfallen des Mazama Vulkans entstanden ist, und mit 595m den neunten Platz der tiefsten Seen weltweit belegt. Welches ist der tiefste in der zum Vergleich? Der Trail folgt anschliessend Strasse und Kraterrand, verabschiedet sich aber dann bis hin zum Grouse Hill, wo ich am Trailhead mein Mittagessen zu mir nehme, unbequem am Boden sitzend, und da fĂ€llt mir die seit dem Vortag schmerzende und jetzt geschwollene Stelle im unteren Bereich meines linken Schienbeins auf, au weia, nebst mentalen Schwierigkeiten brauche ich nicht auch noch körperliche! đ«Ł
Der nĂ€chste Abschnitt ist lang und absolut unspektakulĂ€r, ich höre mein LotR-Audiobook zu Ende und beschliesse beim nĂ€chsten Trailhead, wo es Toiletten und Pic-Nic-Tische hat, eine zweite Mittagspause einzulegen. Ich komme ins GesprĂ€ch mit einem anderen Hiker, der seinen dreijĂ€hrigen Hund abholen lassen muss, dieser ist komplett erschöpft und mag nicht mehr weiter. Da fĂ€llt mir auf, dass sich langsam aber sicher ĂŒber mir ein Gewitter zusammenbraut, also packe ich meine Sachen und ziehe weiter, die nĂ€chste Wasserquelle ist erst nach rund 15km, hinter dem Mount Thielsen. Ganz zum Schluss des langen Aufstiegs im Wald beginnt es zu regnen, als ich jedoch auf die Nordflanke wechsle, scheint wieder die Sonne. Und die Sicht auf die Bergspitze ist gewaltig, eigentlich sind es zwei Spitzen, die eine schroff, die andere mehrlagig. Heftig schön, und kein Wunder wird er âBlitzableiter der Cascadesâ genannt! Oberhalb des Gletscherbachs mit Blick auf die Spitze stelle ich mein Zelt auf, gute Nacht!
1 Kommentar
KommentierenWow, wieder mal ein so eindrĂŒcklicher Tag. Deine Begeisterung ĂŒbertrĂ€gt sich!!
Weiter so !!!