Wenn schon, denn schon, dachte ich mir, als ich das miserable Wetter und damit wohl das Ende des Sommerwetters auf die letzten August-Tage hin angeschaut habe, jetzt nehme ich mir noch eine etwas anstrengendere Tour vor. So habe ich mich frühmorgens heute Freitag aufgemacht nach Adelboden, um von der Engstligenalp über Ärtelen- und Entschligegrat zur Lämmerenhütte und dann über den Gemmipass runter nach Leukerbad zu marschieren, mit Vollgepäck aufm Rücken. Als wäre Freitag der 13. gewesen, fingen die Herausforderungen schon im Bahnhof Bern an, als kurz vor meiner Abfahrt der vorausfahrende Regio-Express nach Luzern entgleist. Eine ganze Stunde Zeitverlust ist die Folge, und ich grüble über die Herausforderung nach, ob der Wetterumschwung auf der Rote Totz Lücke mir zuvorkommen wird. Regen macht mir nichts aus, Blitz und Donner an exponierten Stellen aber schon. Ich entscheide mich, meinen Plan unverändert anzugehen…
Der erste Abschnitt meiner Wanderung führt mich über den stetig steiler werdenden Ärtelengrat, mit wunderschöner Aussicht auf den Kessel der Engstligenalp sowie runter nach Adelboden. Ich bin heilfroh meine Wanderstöcke dabei zu haben, denn im oberen Drittel bläst der Westwind so stark, dass ich mich mit ihnen abstützen muss, ohne hätte ich wohl auf allen Vieren die letzten paar hundert Meter hochkraxeln müssen. Ein Kraftakt sondergleichen, die Blicke auf das Tschingellochtighorn machen’s aber vollkommen wett, ich wähne mich in einem imaginären Abenteuerland weit weg von hier! 🙂





















Oben angekommen eröffnet sich mir ein wunderschönes Panorama auf die Rückseite der Gross-Loner, Kandersteg und das Balmhorn. Zügig schreite ich den Entschligegrat entlang bis zum Chindbettipass, von wo es im Tälli einer Steinwüste gleich in Richtung Rote Totz Lücke geht. Davor erblicke ich die kümmerlichen Reste des Tälligletschers und die auf mich zukriechende Schlechtwetterfront. Wenn das nur gut geht, denke ich mir…



















Kurz vor der Weggabelung, wo sich der rote Wanderweg nach links in Richtung Daubensee verabschiedet, kreuze ich den letzten, leicht gehetzt aussehenden Wanderer und nehme den gut markierten Alpinwanderweg hoch zum Tälligletscher in Angriff. Es frischt auf und beginnt zu regnen, zum Glück habe ich mein komplettes Regenzeug dabei. Die Querung des Gletschers ist problemlos auch in Trailrunnern möglich, der ganze Gletscher ist übersät von Schutt und Geröll, einzig auf den letzten Metern machen mir Donnergrollen und ein zu querendes Schneefeld ein wenig Sorgen. Bei der Rote Totz Lücke angekommen klart es auf und der Blick wird frei ins Lämmerental, den Wildstrubelgletscher und den imposanten Grossstrubel.


















Von da weg geht’s an vereinzelten Alpenblümchen vorbei in Richtung Lämmerenhütte, auf deren Höhe ich mich an der Sonne kurz aufwärme und mit einem Picknick kräftige. Der Abstieg zum Lämmerenboden ist sehr rutschig und nicht ganz ungefährlich, zum Glück hat’s Ketten und Seile zum Festhalten. Zügig komme ich zum Gemmipass, wo mir noch der eindrückliche Abstieg über unzählige Kehren runter nach Leukerbad bevorsteht. Der Blick von Leukerbad zum Gemmipass hoch lässt einen staunend zurück, kaum vorstellbar, dass sich da ein relativ breiter Weg durch die Felsen hochschlängelt… Alles in Allem eine herausfordernde und abwechslungsreiche Wanderung, die sich gut mit einer Übernachtung in der Lämmerenhütte unterteilen lässt, speziell wenn das Wetter schön oder noch unbeständiger ist, rechtzeitige Reservation vorausgesetzt!


















Distanz: 18km
Höhenmeter: 1’215m hoch / 1’800m runter
Marschzeit: 5h15
GPS-Route: SchweizMobil
Beschrieb: Lämmerenhütte-Website zu den aktuellen Verhältnissen (u.a. zur Querung des Tälligletschers)